
Jahresmotto
»Wer weiß, / Ob wir wünschen, was wir wollen? […]«
W. H. AUDEN: DAS ZEITALTER DER ANGST (1949)
PROGRAMM 2023
Fr | 10. März | 18.30 Uhr | Stadtbücherei Lesecafé
Apéro Goethe
Alle Jahre wieder … der gleiche Spagat: einerseits ein vielfältiges Programm anzubieten, andererseits einen roten Faden abzubilden. Und der ist in diesem Jahr die Romantik. Eine Epoche, in der der Aufbruch in die Moderne kritisch reflektiert wurde und in der erstmals Frauen eine bedeutende Rolle innehatten. Beide Aspekte haben unsere Auswahl bestimmt.

Fr | 24. März | 15.00 Uhr | Museum Humpis-Quartier | Führung
Eine Frage des Geschlechts
Führung von Sabine Mücke, Direktorin des MHQ
Die Geschichte Ravensburgs wird anhand der Lebensgeschichten einzelner Frauen erzählt, vom 18. Jahrhundert bis zur Erlangung des Frauenwahlrechts 1919. Die Ausstellung untersucht, wie die Kategorie ›Geschlecht‹, wie Stand, Klasse und Herkunft, den Zugang zu politischen Rechten und sozialen Räumen definierte, wie sie Herrschafts- und Machtverhältnisse prägte und stabilisierte. Der Diskurs über Geschlechterrollen spiegelt sich in der jeweiligen Kunst und Literatur, ebenso wie in den Zeugnissen der materiellen Kultur, etwa Kleidungsstücken oder Gebrauchsgegenständen.
Sa | 6. Mai | Exkursion | Treffpunkt um 10.30 Uhr: P St. Christina
Zwischen den Welten.

Das Frauenmuseum in Hittisau, Vorarlberg
Was macht das Leben aus? 23 Frauen erzählen davon. Geboren zwischen 1915 und 1935, kommen sie aus unterschiedlichen Sozialmilieus, manche aus einem städtischen, andere aus einem ländlichen Umfeld. Die Fotografin Nurith Wagner-Strauss fängt in ihrem Fotound Tonprojekt ein, was von einer Persönlichkeit am Lebensabend präsent ist: »Zwischen den Welten«. Das Frauenmuseum, das im Jahr 2000 entstand, überzeugt mit innovativen Ausstellungsprojekten.

Do | 11. Mai | 20.00 Uhr | Kornhaus Saal | Vortrag
Die politische In/Kompetenz der Dichter
Dass Schriftsteller sich politisch äußern, hat eine lange Tradition. Es ist leicht, Beispiele für beides anzuführen: dass Schriftsteller in komplexen Konstellationen eine beeindruckende Urteilskraft bewiesen oder dass sie für eine schlechthin inakzeptable Politik (etwa die Hitlers oder Stalins) Partei ergriffen haben. Am berühmtesten deutschen Klassiker fällt auf, dass er zwar jahrzehntelang als Politiker aktiv war, aber dezidierte öffentliche Appelle vermieden hat. Auf den russischen Krieg gegen die Ukraine haben Schriftsteller mit unterschiedlichen Aufforderungen reagiert. Der Vortrag will am Beispiel dieses Konflikts analysieren, wie qualifiziert solche Stellungnahmen sind. Dass der Literaturwissenschaftler Hörisch dafür kompetent ist wie wenige, beweist seine jüngste Publikation: »Poesie und Politik – Szenen einer riskanten Beziehung«.
Bereits um 19 Uhr Mitgliederversammlung der Goethe Gesellschaft Ravensburg e.V.
Sa | 24. Juni | 15.00 Uhr | Liebenhofen 25, Grünkraut (Renate Igel-Schweizer) | Lektürekurs
»Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen«
Schillers »Briefe« teilen das Los vieler klassischer Werke, sie werden zwar vielfach zitiert, aber selten gelesen. Ein berühmtes Zitat ist beispielsweise der Satz: »Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.« Ein anderes Zitat lautet: »Der Nutzen ist das große Idol der Zeit, dem alle Kräfte fronen und alle Talente huldigen sollen. Auf dieser groben Waage hat das geistige Verdienst der Kunst kein Gewicht.« Zwischen diesen Sätzen, zwischen der Analyse auf der einen und der Utopie auf der anderen Seite diskutiert Schiller die Aufgabe der Kunst in der Moderne. Die »Briefe« seien eine »reich instrumentierte Schrift« (Rüdiger Safranski), deren Diskussion sich lohnt! Die Lektüre ist für die Teilnahme erwünscht.

SCHILLERSTEIN BEIM
KONZERTHAUS IN RAVENSBURG
Do | 14. September | 20.00 Uhr | Kornhaus Saal | Vortrag
»Frauen der Romantik«

Margarete Susmans Porträts des romantischen Geistes. Vortrag von Heike Brandstädter
Ihr Buch »Frauen der Romantik« war seinerzeit, 1929, ein Bestseller; darin porträtierte Margarete Susman fünf bedeutende Autorinnen: Caroline Schelling, Dorothea Schlegel, Rahel Varnhagen, Bettina von Arnim, Karoline von Günderode. Erst in den 1990er Jahren ist das Werk der jüdischen Philosophin, Lyrikerin und Interpretin Margarete Susman (1872- 1966) wiederentdeckt worden. Den essentiellen Fragen der Geistesgeschichte ist sie präzise, offen und mit der ihr eigenen Beweglichkeit auf den Grund gegangen. Die Germanistin Heike Brandstädter, die mit einer Arbeit über »Die Wahlverwandtschaften« promovierte, wird uns mit der Denkart Margarete Susmans bekannt machen – und auf die verblüffende Nähe zu Hannah Arendts Biographie über Rahel Varnhagen eingehen.
Fr-So | 22.-24. September
Exkursion nach Frankfurt

Mit Besuch des Romantik-Museums sowie des Jüdischen Museums
In Frankfurt sind zwei spektakuläre Museen (wieder)eröffnet worden: das Romantik Museum, unmittelbar neben dem Goethehaus, sowie das Jüdische Museum. Dieses befi ndet sich im klassizistischen Palais, in dem die Familie Mayer Carl von Rothschild wohnte. Das Leben der Frankfurter Juden bis in die Gegenwart ist Thema des Hauses. Auf dem Vorplatz des Museums die eindrucksvolle Skulptur entwurzelter Bäume von Ariel Schlesinger. Nicht minder eindrucksvoll die Schauwerte des Romantik Museum. Denn Frankfurt war eine Hauptstadt der Romantik. - Informationen auf der Mitgliederversammlung am Do 11. Mai.
ARIEL SCHLESINGERS SKULTPUR „UNTITLED“
Foto: Norbert Miguletz © Jüdisches Museum Frankfurt
Do | 19. Oktober | 20.00 Uhr | Kornhaus Saal | Vortrag
Goethes Freundschaft mit Johann Heinrich Merck
Stationen einer ambivalenten Beziehung. Vortrag von Ulrike Leuschner
Ende 1771 lernte Goethe den Darmstädter Kriegsrat, Publizisten und Schriftsteller Johann Heinrich Merck kennen, der sein Mentor und nach seinen eigenen Worten der Mann wurde, »der auf mein Leben den größten Einfl uß gehabt«. Mercks kritische Zuwendung war ihm Freude, Ärgernis, Ansporn. Ihre Interessen überschnitten sich: Merck beförderte Goethes erste Schriften zum Druck, sie trafen sich im Kreis der Darmstädter Empfi ndsamen, rezensierten und zeichneten miteinander. Als Goethe 1775 nach Weimar ging, ersetzten Briefe den persönlichen Umgang. Über das Wetteifern in naturkundlichen Studien kam es fast zum Bruch, doch in Mercks Lebenskrise 1788 bewährte sich die alte Verbundenheit. Ulrike Leuschner, die an der Forschungsstelle Johann Heinrich Merck an der TU Darmstadt tätig war, geht den wechselvollen Stationen dieser Freundschaft nach.

JOHANN HEINRICH MERCK.
STICH VON KARL MAYER-NÜRNBERG
Do | 26. Oktober | 20.00 Uhr | Kornhaus Saal | Lesung
Judith Hermann »Daheim«
Roman. Lesung mit anschließender Diskussion
»Frau sucht Bauer« hat DIE ZEIT als Titel über die Rezension des neuen Romans »Daheim« von Judith Hermann gesetzt. »Die Großstadtfi guren aus Judith Hermanns Debüt Sommerhaus, später sind auf dem Land gestrandet und fühlen sich zur eigenen Überraschung nicht so schlecht dabei«, so der Kritiker Adam Soboczynski. In »Daheim« trennt sich die Protagonistin nach Jahrzehnten der Ehe von ihrem Mann, um sich hinter den Deich, auf eine Insel zurückzuziehen. Wo sie eine Welt kennenlernt, in der noch Wassernixen und andere Mythen zu existieren scheinen. - Dazu zeigt Brigitta Mackh, Künstlerin aus Wangen, aktuelle Arbeiten, in denen sie Passagen aus »Daheim« illustriert. - In Zusammenarbeit mit dem NRVK.

Fr | 17. November | 18.30 Uhr | Stadtbücherei Lesecafé | Lesemarathon
Hannah Arendt: Rahel Varnhagen
Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik (1771-1833)
»Schwer mag es sein, seine eigene Geschichte zu kennen, wenn man 1771 in Berlin geboren wird und diese Geschichte schon 1700 Jahre früher in Jerusalem beginnt«, heißt es am Anfang von Hannah Arendts Biografi e über Rahel Varnhagen, eine Goethe-Verehrerin, die in Berlin einen der bedeutendsten Salons des 19. Jahrhunderts unterhält. Hier gibt sich die geistige Elite der Epoche die Klinke in die Hand: Jean Paul, Ludwig Tieck, Alexander und Wilhelm von Humboldt, Friedrich Schlegel, Hegel und Clemens Brentano zählen zu ihren Besuchern. Über allem steht die für Varnhagen und Arendt gleichermaßen relevante Frage, was es heißt Jüdin zu sein in einer Gesellschaft, die das Judentum mehr oder weniger offen ablehnt.

LITHOGRAPHIE VON
GOTTFRIED KÜSTNER
Die Veranstaltungen im Kornhaussaal und im Lesecafé finden in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei statt.
Eintritt Vorträge, Lesungen:
für Mitglieder der Goethe-Gesellschaft frei / Nichtmitglieder 7€
›Mistelobulus‹ Ganztags-Exkursion:
für Nichtmitglieder 10€ plus
Herausgegeben
von der Goethe-Gesellschaft Ravensburg e.V.
www.goethegesellschaft-ravensburg.de
info@goethegesellschaft-ravensburg.de
Postadresse:
c/o Dr. Franz Schwarzbauer / Gebhard-Fugel-Weg 31 / 88214 Ravensburg